Selbstversorgerspaziergang Februar
- Beatrice Wolf
- 28. Feb.
- 8 Min. Lesezeit
Was kann ich im Februar in der Natur finden?
Herzlich Willkommen zu einem neuen Selbstversorgerspaziergang - im Monat Februar!
Kaum zu glauben,was ich diesmal wundervolles gefunden habe ... den FRÜHLING nämlich!!!! ;-)
Wie findet man denn den Frühling, werdet ihr euch wahrscheinlich fragen - eigentlich ganz einfach ... man muss nur hinausgehen, seine Augen offen halten und ganz genau hinsehen!
Wenn ihr das tut, dann könnt ihr viele kleine Wunder da draußen entdecken. Ich konnte diesmal das Erwachen der Natur sehen und spüren.
Phänologisch gesehen ist der Winter nun vorbei und der "Vorfrühling" hat begonnen.
Was ist der Vorfrühling und woran erkenne ich ihn?

Der Vorfrühling stellt die erste phänologische Jahreszeit im neuen Jahr dar und beginnt mit der Blüte der Hasel ( Corylus avellana ).
Die weibliche Haselblüte , verborgen in ihrer Knospenhülle , schiebt winzige rot leuchtende Fäden heraus, die ausschauen, wie kleine Tentakel, die sich in der zarten Sonne wärmen wollen. Daraus entwickeln sich, wenn alles gut geht, im Laufe des Jahres die Nussfrüchte , die uns wiederum als Nahrung dienen.
Die männliche Blüte hängt goldgelb mit Blütenstaub gefüllt neben ihr und wartet auf den Wind , der ihre Pollen davon trägt.
Die aus der Weiblichen Blüte entstehende Nussfrucht ist sehr lagerfähig und kann uns so eine gute Vorsorge für magere Zeiten sein.
Die Haselnuss gilt als Symbol für Lebenskraft und gibt uns diese auch in Form von Energie mit ihrer hohen Kaloriendichte von ca. 650kcal pro 100g .
Sie ist nicht nur reich an ungesättigten Fettsäuren, sondern steckt auch voller wichtiger Mineralstoffe.
Jetzt , da uns noch keine Nüsse zur Verfügung stehen , können wir die Haselkätzchen für uns nutzen.
Sie sind überaus reich an Eiweiß und können so als "Sportler Powerfood" genutzt werden!

Ein Tee aus Haselkätzchen wirkt schweißtreibend und entschlackend und ist daher ein guter Begleiter zur Fastenzeit oder bei Erkältungserscheinungen!
Rezept: Eingelegte Haselkätzchen

Zutaten:
eine Hand voll männlicher Haselkätzchen
( die Kätzchen sollten möglichst jung sein)
Apfelsaft und Apfelessig 1/1
Gewürze nach Wahl
(zum Beispiel Piment,Pfeffer und Wacholder)
Honig oder Dattelsirup
sauberes Schraubglas
Zubereitung:
Die Haselkätzchen in das Glas füllen. Den Saft und den Essig mit Honig und Gewürzen zum kochen bringen und kurz köcheln lassen. Dann über die Haselkätzchen gießen und das Glas noch heiß verschließen!
Darauf achten, dass alle Haselkätzchen vollständig mit dem Sud bedeckt sind!
Dann ca 4-5 Wochen ziehen lassen.Fertig.
Rezept: Wilde Haselpralinen
Zutaten:
Haselnüsse gemahlen ( natürlich kann man hier auch alle anderen Nussarten verwenden)
Dattelmasse
Wildpflanzensamen als Deko nach Wunsch
Zubereitung:
Die gemahlenen Nüsse in eine Schüssel geben und mit 1-2 EL Wasser und Dattelmasse zu einem homogenen Teig kneten. Aus dem Teig Kugeln formen und diese je nach Gusto in verschiedenen Saaten oder Kakao wälzen.
Möglichst innerhalb einer Woche verbrauchen, da sie sonst beginnen ranzig zu schmecken.
Wer keine lust hat allein Pralinen zu rollen ,darf gerne beim Workshop vorbeischauen!
Dann rollen wir gemeinsam :-)
Was gibt es im Vorfrühling im Garten zu tun?
Der Vorfrühling ist die Zeit des Erwachens!
So erwacht nicht nur die Natur um uns herum, sondern auch der Tatendrang in uns.
Und zur Selbstversorgung gehört natürlich auch unser Gemüse in unserem Garten oder eben auf unserem Balkon.
Es gibt doch nichts schöneres , als in die erste eigens geerntete Tomate zu beißen oder ?
Der Februar ist die Zeit der Langschläfer unter unseren Sommerkulturen. Paprika und Chili benötigten viel Zeit um ihre Köpfchen durch die Erde zu stecken , daher seid ihr gut beraten diese bereits im Februar vorzuziehen. Auch Tomaten können jetzt Ende des Monats bereits ausgesät werden. Hier macht es tatsächlich Sinn mit Zusatzlicht zu arbeiten, da das Tageslicht noch nicht ausreicht , um es den Pflänzlein gemütlich zu machen.
Der Mulch, der auf den Gartenbeeten ausgebracht wurde kann untergearbeitet oder abgetragen werden , so dass die Beete langsam aber sicher für die ersten Freilandkulturen vorbereitet werden können.
Wenn die Tage nun frostfreier werden, ist es auch an der Zeit für den Gehölzschnitt in unserem Garten. Vielleicht habt ihr ja auch eine Streuobstwiese in der Nähe - auch dort wird möglicherweise in den nächsten Wochen ein Gehölzschnitt stattfinden.
Warum ich das erwähne?
Ganz einfach , der Gehölzschnitt im Frühjahr ist die naturfreundlichste Art an die Kraftpakete der Bäume und Sträucher , die Knospen, zu gelangen.
Knospen sammeln? Wozu?
Was ist Gemmotherapie und welche Knospen kann ich nutzen?
Die Knospenheilkunde "Gemmotherapie" gehört für mich ebenfalls zum Selbstversorgerwissen.
Jedoch stehen viele Naturliebhaber dem Sammeln von Knospen eher kritisch gegenüber.
Die Knospe einer Pflanze ist ein wahres Wunderwerk an Inhaltsstoffen - eigentlich klar , wenn man bedenkt , was aus einer einzelnen Knospe an Pflanzenmaterial entsteht.
Wir können uns die Vitalkräfte der Knospen zu Nutze machen , in dem wir sie roh zu unseren Speisen zugeben oder wir verwenden sie in Form eines Mazerates , welches uns die Wirkstoffe für eine kurmäßige Anwendung zur Verfügung stellt.
Die Sammelmenge beschränkt sich bei Knospen auf einen Fingerhut voll und ist in meinen Augen daher , bei achtsamem Umgang mit unserer wertvollen Natur durchaus vertretbar.
Gehölzschnitte können hierfür ebenfalls sehr gut genutzt werden , um unsere Bäume und Sträucher zu schonen.
Welches sind die wichtigsten Knospen im Februar?
Mein absoluter Favorit ist die Knospe der schwarzen Johannisbeere ( Ribes nigrum).
Ihr Geruch und Geschmack und wunderbar aromatisch.
Das Mazerat aus dieser Knospe ist stark entzündungshemmend und verstärkt zusätzlich die Wirkung anderer Gemmomazerate.
Es wirkt stimulierend auf die Nebennierenrinde und reguliert das Immunsystem.
Ich wende es sehr gerne gerne und mit großem Erfolg bei Halskratzen und gereizten Stimmbändern an.
Auch innerhalb meiner Familie zeigt sich dieses Mazerat als unschlagbar bei einer Allergie gegen Frühblüher, so dass Antiallergika komplett weggelassen werden konnten.
Bei meinem Selbstversorgerspaziergang diesen Monat konnte ich auch den Gehölzschnitt im Wald positiv für mich nutzen , indem ich die Knospen der
Waldkiefer ( Pinus sylvestris) sammeln konnte.

Diese Knospe wirkt auf körperlicher Ebene regenierend auf Gelenke und den Knochenbau kann zugleich bei seelisch depressiven Verstimmungen unterstützend wirken.
Der Geschmack dieser Knospe ist harzig aromatisch und verbindet euch beim Naschen direkt mit dem Wald, der euch umgibt. Probiert es aus!
Ebenfalls unter das Näschen gekommen ist mir die kleine rötliche Knospe der
Linde ( Tilia tomentosa).

Sie enthält Schleimstoffe und Vitamine und wirkt sich positiv auf unseren Stoffwechsel und das Nervensystem aus.
Sie ist auch eine gute Wahl bei erhöhtem Stresslevel. Ebenfalls hellt sie die Stimmung auf und kann auch bei allerlei Kinderbeschwerden genutzt werden.
Wie kann man die Bäume noch nutzen?
Aber nicht nur die Knospen unserer Bäume können uns von Nutzen sein.
Jetzt im Februar gibt es noch keine Blätter, aber das Holz der Bäume kann überaus aromatisch sein und Verwendung in unserer Küche finden!
Nein, ihr sollt nicht in den Wald gehen und die Stämme annagen!!!
Wenn in eurer Nähe Bäume umgemacht oder verschnitten werden, fragt doch, ob ihr ein paar Schnittstücke haben könnt oder euch die Sägespäne stibitzen dürft.

Mit den Spänen können wir nicht nur selbstgemachte Grillanzünder herstellen, sondern auch Essig oder Schnaps aromatisieren!
Welche Wildkräuter findet man im Februar?
Ein ganz besonderes Wildkraut, welches ich im Februar gefunden habe ist die Vogelmiere ( Stellaria media).

Die Vogelmiere ist das Kraut für "Wilde Beginners"! Wenn ihr also Neulinge auf dem Gebiet Wildpflanzen seid und euch erst einmal an die verschiedenen Geschmacksnuancen herantasten möchtet, dann ist die Vogelmiere eine gute Wahl!
Auch für Kinder ist sie sehr gut geeignet mit ihrem Geschmack nach jungen Erbsen.
Sie ist nahezu das ganze Jahr über verfügbar. Nur bei Dauerfrost stellt sie ihr Wachstum ein.
Einige von euch haben sie sicher bereits im eigenen Garten entdeckt. Sie ist ein Zeiger für humosen lockeren Boden. Den liebt sie nämlich und könnte damit auch sehr gut als Bodendecker bzw. natürliche Mulchschicht in eurem Gewächshaus unter den Tomaten wachsen. Auch in einem Blumenkasten mit nährstoffreicher Erde könntet ihr das Kräutlein wachsen lassen und vielleicht hübsch zurechtschneiden. So macht es auch gleich noch optisch etwas her. :-)
Zubereitet wird sie am besten frisch als Salat, denn, so finde ich, schmeckt sie einfach am besten!
Sie steckt voller Vitamine und Mineralstoffe, vor allem Kieselsäure und Kalium.
Ebenfalls hat sie beachtliche Mengen an Selen in ihren kleinen Blättchen.
Aufgrund unserer selenarmen Böden fehlt unserem Gemüse dieses Mineral leider zunehmend.
Die Vogelmiere unterstützt die Blutbildung in unserem Körper, da sie viel Eisen enthält.
Bereits Hildegard von Bingen kannte ihre Wirkkraft und nutze die Vogelmiere. Sie kann entzündungshemmend, kühlend und verdauungsfördernd auf unseren Körper wirken und ist damit ein Powerkraut, welches wir fast das ganze Jahr über zur Verfügung haben!
Ebenfalls kann man jetzt bereits frische Blätter des
Gundermanns /Gundelrebe ( Glechoma hederacea ) finden.

Den Gundermann findet ihr am Waldboden an eher schattigen Stellen.
Er breitete sich efeuartig am Boden kriechend aus und ist gut an seinen nierenförmigen Blättern zu erkennen. Seine blau - lila Blüten sind jetzt im Februar noch nicht zu sehen, sollten aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Der Gundermann ist für uns ebenfalls den ganzen Winter hindurch verfügbar.
Da er viele Bitterstoffe enthält ist er als Gemüse in großer Menge eher ungeeignet, aber in Smoothies und Salaten oder zum flavorisieren von Getränken ideal.
Der Wortstamm "gund" verrät uns auch die Wirkweise dieser wunderbaren Pflanze.
Man kann sie gegen allerlei entzündliche Prozesse nutzen, wie Atemwegserkrankungen oder auch entzündliche Erkrankungen der Haut etc.
Sein Geschmack ist überaus typisch und für manchen Gaumen vielleicht gewöhnungsbedürftig. Ich vergleiche ihn gern mit Ziege oder Schaf Geruch.
Daher passt auch perfekt in Kartoffel oder Pilzgerichte.
Ein absoluter Tipp aus der Wildpflanzenküche ist hier die Gundermannbutter - soo lecker!!!!
Jetzt im Februar kann man auch noch das Scharbockskraut ( Ficaria verna ) finden und wenn es noch ohne Blüten ist auch nutzen!

Das Scharbockskraut wird gern als giftig beschrieben, kann jedoch vor der Blüte in Form der Blätter genutzt werden. Sein Name leitet sich von Scharbock( Skorbut) ab.
Das Kraut wurde aufgrund seiner Vitamin C - haltigen Blätter gegen diese Mangelerkrankung eingesetzt.
Auch heute kann man das Scharbockskraut gegen Frühjahrsmüdigkeit nutzen, sollte jedoch keine großen Mengen davon verzehren. Am besten frisch auf einem Spaziergang ein paar junge Blätter genießen und damit Vitamine tanken!
Wildpflanzensalat im Februar
Diesen Monat dominiert in meinem Salat eindeutig die Vogelmiere!!!
Sie ist gerade jung und knackig und schmeckt einfach nur herrlich!
Ein paar Blätter Gundermann und Scharbockskraut habe ich hinzugefügt.
Ihr könnt jetzt aber auch bereits kleine Blätter der Schafgarbe und des Sauerklees finden. Auch das Labkraut ist bereits sichtbar, jedoch alles noch sehr sehr klein.

Mein Selbstversorgerspaziergang im Februar hat mit gezeigt, dass meditatives geduldiges Pflücken gefragt ist, um die Schätze jetzt schon nutzen zu können!
Die Wildpflänzlein sind noch recht klein, aber dafür so ganz jung überaus aromatisch!
Die Zeit des Erwachens der Natur ist spürbar und ich freue mich bereits auf die nächsten Monate, die uns Fülle und grüne Frische bringen werden!
Wenn ihr Lust bekommen habt die grüne Kraft des Frühlings selbst zu entdecken, dann begleitet mich gerne auf einem meiner Spaziergänge!
Ich hoffe, ihr begleitet mich bei meinem nächsten Selbstversorgerspaziergang im März, bei dem wir bestimmt einer Pflanze mit Bärenkräften begegnen werden!
Zum Abschluss möchte ich euch noch bitten, wenn ihr in die Natur rausgeht und los sammeln wollt, dann sammelt bitte nur Pflanzen, die ihr sicher bestimmen könnt!
Auch sind meine Informationen über Wirkweisen der einzelnen Pflanzen keine Heilversprechen, sondern Fachinformationen und eigene Erfahrungen! Diese ersetzen natürlich nicht den Besuch beim Arzt, wenn ihr Beschwerden habt!
Die Wildpflanzen, die ich sammle sind ausschließlich für den Eigengebrauch gedacht!
Wenn ihr Interesse an der Natur habt, wendet euch an jemanden, der sich auskennt, um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen zu vermeiden!
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