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Selbstversorgerspaziergang April - von heilenden Helden und Begegnungen im Märchenwald!

Was ist der Erstfrühling? - Phänologie für Anfänger!


Die Phänologie teilt das Jahr nicht in vier ,sondern in zehn Jahreszeiten ein.

Im Selbstversorgerspaziergang Februar habe ich bereits die erste der zehn Jahreszeiten, den Vorfrühling, mit seiner Zeigerpflanze der Haselblüte, erwähnt.


Der Erstfrühling ist die Phase, in der die Natur sich langsam aus dem Winterschlaf reckt und vorsichtig den Kopf hebt - ungefähr so, wie wir Menschen am Montagmorgen.

Wissenschaftlich beginnt der Erstfrühling, wenn die Forsythie blüht und dauert etwa 29 Tage.

Praktisch beginnt er, wenn der erste Mensch in Shorts und T-Shirt gesichtet wird, obwohl es gerade mal 12 °C hat.

Während einige Pflanzen noch tief in der Winterstarre verharren, gibt es ein paar Mutige, die jetzt bereits alles geben.

Die Schneeglöckchen tauchen auf, als wären sie die ersten Gäste auf einer Party, der Waldboden ist bedeckt mit einem weißen Teppich der blühenden Buschwindröschen, der Huflattich blüht ohne Unterlass und ist dabei im Moment noch viel zu faul auch nur ein Blatt zu zeigen und die Hasel gibt zum Leidwesen der Heuschnupfengeplagten alles und trägt ihre nahrhaften Pollen in die Welt hinaus.


Wie bereits erwähnt ist die Zeigerpflanze des Erstfrühling die Forsythie, die uns wilden Selbstversorgern leider so gar nichts bringt, da sie in allen Teilen giftig ist. Auch unsere liebe Insektenwelt kann sich an den "trockenen" Blüten dieser Pflanze nicht laben.

Nun ja, aber dennoch ist sie schön anzuschauen und für eine Dekoration zum nahenden Osterfest als Strauß in einer Vase doch zu etwas zu gebrauchen.


Der Erstfrühling ist die große Übergangsphase zwischen Winter und echtem Frühling, in der alles ein bisschen durcheinander wirkt - inklusive der Menschen.

Es ist die Zeit der ersten Blüten, der ersten Frühlingsgefühle und der ersten Erkältungen nach übermütigen Sonnenbädern.

Aber vor allem ist es die Zeit, in der wir uns wieder bewusst machen: Der Winter hat nicht ewig gedauert. Und das allein ist doch ein Grund zur Freude!


Welche essbaren Wildpflanzen gibt es im April?


Jetzt im April ist die Fülle der essbaren Wildpflanzen schon richtig groß und die Blätter noch so jung und zart, dass es eine wahre Freude ist und mich das Sammelfieber schon wieder gepackt hat.

Die Augen auf dem Waldboden, die Ohren gespitzt, um den Vögelchen bei ihrem Frühlingskonzert zu lauschen und die herrliche Waldluft tief eingeatmet! Was für ein herrlicher Duft!!!


Das Veilchen ( Viola odorata)- essbare Blüten mit herrlichem Duft


Duftveilchen
Duftveilchen

Um das Veilchen zu finden musst du nicht mit der Lupe durch den Wald gehen. Veilchen sind ziemlich gesellig. Halte einfach nach einem kleinen Teppich violett-blauer Blüten Ausschau. Die Blätter des Veilchens sind rundlich bis nierenförmig und lang gestielt mit kleinen Nebenblättern am Blattgrund.

Wenn ihr aber einem Duftveilchen begegnet werdet ihr es mit geschlossenen Augen erkennen können!

Auch das Wald- und das Hornveilchen sind essbare Vetreter dieser Gattung.

Veilchen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch wahre Multitalente in der Küche. Ihr Geschmack ist süßlich blumig und sie werten jedes Gericht schon allein durch ihr hübsches Aussehen auf!

Sie sind reich an Flavonoiden und können bei Bronchialerkrankungen unterstützend zur Schleimlösung eingesetzt werden.


Smoothie mit Duftveilchen:


Smoothie mit Duftveilchen
Smoothie mit Duftveilchen

  • 1 Handvoll Veilchenblüten

  • 1 reife Banane

  • 200ml Mandelmilch

  • 1EL Quark oder Skyr

  • 1 Messerspitze Vanillepulver


Alles zusammen in einen Hochleistungsmixer geben und gut mixen.

Mit Veilchenblüten dekoriert servieren.







Der Giersch ( Aegopodium podagraria) - das Unkraut mit Gourmet -Potenzial


Jeder kennt ihn - jeder Gärtner verzweifelt an ihm: der Giersch. Er ist quasi der Terminator unter den Wildpflanzen - ausreißen hilft wenig.

Giersch und Gänseblümchen
Giersch und Gänseblümchen

Er ist der ungebetene Gast im Garten, den du nie eingeladen hast und der trotzdem mit einer invasiven Mission deine Beete übernimmt.

Doch während sich die meisten Gärtner damit abmühen ihn aus den Beeten zu verbannen, hat dieser kleine Kerl das Zeug zum absoluten Superfood!!!

Der Giersch wächst nahezu in ganz Europa in schattigen, feuchten Gebieten und Wäldern.

Jetzt im April zeigt er sich bereits flächendeckend mit seinen jungen zarten Blättern, die sich gerade entfalten. Er gehört zur Familie der Doldenblütler und ist ein gut zu erkennender Vetreter dieser Pflanzenfamilie.

Er ist seit Jahrhunderten ein hoch geschätztes Heilkraut und wurde traditionell bei verschiedensten Beschwerden eingesetzt, was ihm den netten Namen "Zipperleinskraut" einbrachte.

In der Naturheilkunde kann er bei Gelenksbeschwerden, wie Arthritis oder Gicht eingesetzt werden, was bereits in seinem Namen verborgen liegt.

Auch bei Blasen- und Nierenbeschwerden kann der Giersch uns unterstützend zur Seite stehen.

Aber nicht nur zur Behandlung irgendwelcher Beschwerden ist er uns von Nutzen.

Er ist ein echter Alleskönner in der Wildpflanzenküche und aus dieser nicht wegzudenken!

Sein Geschmack erinnert an eine Mischung aus Petersilie, Sellerie und Möhren.

Er ist roh, gedünstet, gebacken oder entsaftet verwendbar und kann uns in unserer täglichen Ernährung als absoluter Gesundheitsbooster dienen. Er ist nicht nur heilkräftig sondern schmeckt auch noch prima und steht uns bis in den Herbst zur Verfügung.

Das sollte auch den letzten Gärtner überzeugen dieses sogenannte "Unkraut" mit anderen Augen zu betrachten und seinen Charme zu erkennen.

Eines meiner Lieblingsrezepte mit Giersch ist eine Taboulèh.


Giersch Taboulèh


Zutaten:

  • 3 Hände voll Gierschblätter kleingeschnitten

  • 200g Couscous oder Quinoa

  • Zitronensaft

  • Salz, Pfeffer

  • 1-2 rote Zwiebeln gewürfelt


Zubereitung:


  1. Den Couscous oder den Quinoa nach Packungsanweisung zubereiten.

  2. Mit dem kleingeschnittenen Giersch, dem Zitronensaft, der roten Zwiebel und den Gewürzen vermengen und 1- 2 Stunden ruhen lassen.


Natürlich könnt ihr die jungen Gierschblätter auch jedem Salat zugeben oder ein schmackhaftes Pesto zubereiten!


Eine anderes , wie ich meine doch etwas unterschätztes Wildkraut, was uns jetzt im April bereits reichlich zur Verfügung steht ist die Knoblauchsrauke!


Die Knoblauchsrauke ( Alliaria petiolata) - das unterschätzte Superkraut


Stell dir vor, du spazierst durch den Wald und atmest einen angenehm feinen Geruch von Knoblauch ein. Du schaust dich um und suchst nun nach den feinen einzeln gestielten (!) Blättchen des Bärlauchs, aber keiner da...

Willkommen in der Welt der Knoblauchsrauke, der Pflanze, die sich gern als wilder Verwandter des Küchenknoblauchs und als großer Bruder des Bärlauchs tarnt und dabei eine ganz eigene Geschichte erzählt!


Die Knoblauchsrauke ( Alliaria petiolata) gehört zur Familie der Kreuzblütler und ist in Europa heimisch.

Sie wächst an Wegrändern,in Wäldern und auf Brachflächen - im Prinzip überall dort,wo sie sich ungestört ausbreiten kann. Ihre Blätter erinnern an eine Mischung aus Brennnessel und Petersilie, ihr Geschmack jedoch verrät ihr großes Geheimnis.

Sie duftet und schmeckt etwas herb und nach Knoblauch,ohne dass man nach dem Verzehr stundenlang eine Duftwolke mit sich herumschleppt.


Die Knoblauchsrauke schmeckt aber nicht nur gut, sondern ist ein echtes Nährstoffpaket!

Sie enthält Vitamin C, sekundäre Pflanzenstoffe, ätherische Öle und Senfölglycoside, was sie zu einem natürlichen Antibiotikum in der Wildkräuterküche macht.


Schon im Mittelalter wusste man die Knoblauchsrauke zu schätzen. Sie wurde nicht nur als Gewürz verwendet, sondern auch als Heilpflanze gegen Atemwegserkrankungen und Verdauungsprobleme eingesetzt.

Sogar die alten Römer sollen sie gekannt haben. Heute feiert sie in der "wilden Küche " ein Comeback.


Du kannst die Knoblauchsrauke als Würze für Salate nutzen oder eine Butter oder ein Pesto herstellen. Auch als Suppeneinlage schmeckt sie hervorragend, jedoch solltest du sie erst zum Schluss dazu geben und nicht mitkochen, da sie dabei ihren wertvollen Geschmack gänzlich verliert.




Hier eines meiner Lieblingsrezepte mit Knoblauchsrauke...

Knoblauchsrauke
Knoblauchsrauke

Wilder Kartoffelkaas


Zutaten:

  • 500g mehlige Kartoffeln

  • 1/8 Liter Sauerrahm

  • 50g Zwiebeln in sehr kleine Würfel geschnitten

  • ½ TL Salz

  • ½ TL Kümmel

  • 1 Spritzer Essig

  • 4 Hand voll Wildkräuter

    ( z.B.: Knoblauchsrauke, Bärlauch,Schaumkraut oder gemischte Kräuter)


Zubereitung:


  1. Die Kartoffeln mit Schale in Salzwasser weich kochen.

  2. Abgießen und unter kaltem Wasser abschrecken. Dann schälen.

  3. Die Kartoffeln zerstampfen und mit Sauerrahm und der Zwiebel zu einer cremigen Masse vermengen.

  4. Mit Salz, Kümmel und Essig würzen und die klein geschnittenen Wildkräuter unterheben.

  5. Dann noch 1-2 Stunden ziehen lassen und eventuell nochmals nachwürzen.



Ein weiterer, diesmal märchenhafter Vertreter, der Wildpflanzen im April, ist das Lungenkraut.


Das Lungenkraut ( Pulmonaria officinalis) - kleineBlume mit großer Wirkung


Lungenkraut
Lungenkraut


Das Lungenkraut gehört zur Familie der Raublattgewächse und ist seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt.

Der Name kommt nicht von ungefähr: Die gesprenkelten Blätter erinnern an Lungenbläschen und nach der alten Signaturenlehre bedeutet das - wer hätte das gedacht- es hilft bei Lungenleiden!

Tatsächlich stecken in der Pflanze viele Schleimstoffe, die gereizte Schleimhäute beruhigen können und Saponine, die beim Abhusten behilflich sind. Dazu noch Gerbstoffe, die unsere Abwehrkräfte stärken können.

Kurz gesagt: Lungenkraut kann als natürlicher Hustensaft unterstützen, nur ohne klebrige Flaschen und künstlichen Fruchtgeschmack.


Lungenkraut wächst in vielen Gärten,am Waldrand oder ist in der Apotheke als Tee erhältlich.

Ein Tee ist aber nicht nur unterstützend bei Heiserkeit und Husten, auch als Salatbeigabe macht das Kräutlein etwas her und verleiht nicht nur Würze, sondern auch eine Prise Märchenzauber.

Warum Märchenzauber fragt ihr euch?

Das Lungenkraut wird auch gern als "Hänsel und Gretel bezeichnet"! Nein, die beiden haben sich nicht von Lungenkraut statt Pfefferkuchen ernährt und Hänsel hatte wohl auch keinen stärkenden Lungenkrauttee,um die Hexe in den Backofen zu schieben ... ganz anders...

Wenn ihr dem Lungenkraut einmal im Wald begegnet macht euch die Mühe und seht es euch ganz genau an!

Die wunderschönen rosa Blüten, die ein junges Pflänzlein hervorbringt. Seht ihr dann aber vielleicht eine Biene bei der Arbeit und beobachtet genau diese Pflanze weiterhin, so werdet ihr bemerken, dass sich die schöne rosa Blüte (Gretel) violett/blau färbt (Hänsel). It`s Magic!!!!

Für die Realisten unter euch, nein, es ist keine Magie, sondern eine chemische Reaktion, die auf eine Veränderung des PH Wertes in der Blüte zurückzuführen ist...

... und doch ist es magisch!!!


Ein wildes Osterfest - wie man den Osterbrunch kulinarisch aufwertet!


Im April steht natürlich noch etwas ganz besonderes an - es ist Ostern!!!

Ein besonderer Grund in die Natur hinaus zu gehen und Wildpflanzen zu sammeln.

Daraus entsteht ein frisches saisonales regionales Festmahl - direkt von der Wiese auf unseren Teller.

Bärlauchbrötchen
Bärlauchbrötchen

Wie auch immer ihr die Osterfeiertage verbringt, ich liebe es einen langen schönen Spaziergang zu machen und einen herrlichen liebevollen Brunch zu genießen.


Mit dem frisch gesammelten Bärlauch könntet ihr eine würzige Butter machen oder ihr verbackt eure gesammelten Wildkräuter einfach in einem herrlichen Brötchenteig.

Das macht optisch jedenfalls was her.


Wildkräutersmoothie
Wildkräutersmoothie

Oder ihr genießt einen schönen wilden Smoothie zu eurem Brunch... seid kreativ und genießt die erstaunlichen Geschmacksnuancen unserer Natur!







Ein Osterbrunch mit Wildpflanzen ist mehr als nur ein Essen - es ist ein Erlebnis, das uns erdet, verbindet und inspiriert!


Also, warum nicht dieses Jahr den Brunch ein wenig wilder gestalten?

Die Natur hält so viele Schätze bereit - man muss sie nur entdecken!!!


Du hast keine Lust allein nach draußen in die Natur zu gehen oder bist dir unsicher ,welche Pflanzen du sammeln kannst?

Dann begleite mich doch gerne auf einer meiner nächsten Führungen!

Besuche mich gern auf meiner Webseite oder buche die nächste Führung direkt HIER...



Wenn du Fragen oder Anregungen hast oder Inspirationen zu Rezepten brauchst, dann schreibe mir gern oder besuche mich auf Instagram!


Hab einen wunderschönen April und ein schönes Osterfest, genieße die Natur und lass dich von ihr inspirieren!








 
 
 

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